Volkstrauertag – Heldengedenken?

VolksbundAm kommenden Sonntag, dem vorletzten im Kirchenjahr, findet der Volkstrauertag statt. Pastor Kluft hatte, während der Fahnenweihe am Schützenfest Sonntag, alle Schützen – besonders aber die Jungschützen – zum Besuch des Volkstrauertages eingeladen. Ein guter Grund sich mit dem Ursprung und der Bedeutung dieses Gedenktages auseinanderzusetzen.

Abenteuer erster Weltkrieg

Kriegsbegeisterung 19141914 zogen viele junge Männer begeistert in den Krieg. Direkt von der Schule in die Kaserne, erhielten sie eine Grundausbildung und bestiegen Blumen schwenkend Züge Richtung Frankreich. An der Front kehrte schnell Ernüchterung ein. Ein zermürbender Stellungskrieg um wenige Meter Bodengewinn, Artilleriebeschuss, Giftgasangriffe und die Entbehrungen eines Lebens in nassen und kalten Schützengräben erstickten die Kriegsbegeisterung.

Ursprung des Volkstrauertages

Volkstrauertag im Reichstag 1928Ein Jahr nach Kriegsende, 1919, wurde der Volkstrauertag, als Gedenktag für die im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorgeschlagen. Er sollte an das Leid des Krieges erinnern, und eine gemeinschaftliche Gestaltung der Zukunft anmahnen. Begangen wurde er erstmalig am 28. Februar 1926.

Propaganda und Hetze im dritten Reich

Berlin, Heldengedenktag 1940Doch bereits 1934 übernahmen und verfälschten die Nationalsozialisten den Volkstrauertag und benannten ihn in „Heldengedenktag“ um. Zentrales Element war nicht länger das mahnende Gedenken der Gefallenen, sondern das Einschwören auf gemeinsame Feinde und die Glorifizierung Deutscher Soldaten zu Helden. Die Propagandawirkung des Tages wurde so hoch eingeschätzt, dass alle entscheidenden Schritte der Kriegsvorbereitung bis einschließlich 1939 auf ein Datum in unmittelbarer Nähe zum Heldengedenktag gelegt wurden:

  • 1935: Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht einen Tag vorher
  • 1936: Remilitarisierung des Rheinlands einen Tag vorher
  • 1938: Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich einen Tag vorher
  • 1939: Zerschlagung der Rest-Tschechei drei Tage nachher

Am 1. September 1939 schließlich folgte Deutschland, mit dem Überfall auf Polen, seinem „Führer“ in den zweiten Weltkrieg. Der letzte Heldengedenktag wurde 1945 abgehalten.

Rückkehr zum Volkstrauertag

Volkstrauertag im BundestagDrei Jahre nach Kriegsende, 1948,  wurde der Volkstrauertag in Westdeutschland wieder in seiner ursprünglichen Form aufgenommen. 1950 fand die erste zentrale Kundgebung des Volksbundes im Bundestag in Bonn statt.
Um den neuen, alten Gedenktag deutlich vom Heldengedenktag abzugrenzen wurde er 1952 auf den vorletzten Sonntag des Kirchenjahrs verlegt, eine Zeit, die im christlichen Kalender zu dem Bereich Tod und Ewigkeit gehört.
Gedacht wird seither nicht allein der Gefallenen der Weltkriege, sondern allen Opfern von Gewaltherrschaft, Krieg, Flucht und Vertreibung.

Volkstrauertag heute

Heute verliert der Volkstrauertag zunehmend an Beachtung. Viele Menschen, die den zweiten Weltkrieg miterlebt und erlitten haben – als Soldat oder Zivilist – sind inzwischen verstorben. Bilder und Aufzeichnungen können die Schrecken, die sie selbst erlebt haben, nur ansatzweise den folgenden Generationen nahe bringen, die behütet in einem friedlichen und sicheren Europa aufgewachsen sind.

Schon werden Stimmen laut, die eine Ausweitung der Bundeswehreinsätze im Ausland fordern. Deutschland müsse „mehr Verantwortung in der Welt“ übernehmen. Dabei wird vergessen, dass Krieg eben nicht „die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ ist, wie Carl von Clausewitz schreibt. Der Versuch Konflikte einseitig durch Gewalt zu lösen führt meist zu weiteren Konfrontationen und Leiden, wie uns die kleinen und großen Krisenherde unserer Zeit beweisen.

Der Volkstrauertag soll uns an diese schlichte, aber wichtige, Tatsache erinnern. Alle Schützen sind am kommenden Sonntag herzlich zum Gottesdienst und der anschließenden Kranzniederlegung eingeladen.

  • 08:30 Uhr – Treffen der Vereine an der Hellweghalle
  • 09:00 Uhr – Gottesdienst
  • anschließend
    • Marsch zum Ehrenmal
    • Totengedenken
    • Kranzniederlegung
  • Kameradschaftliches Beisammensein in der Hellweghalle

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag
http://www.volksbund.de/