Am kommenden Sonntag wird, wie an jedem vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Die örtlichen Vereine besuchen den Volkstrauertags-Gottesdienst, und der Pastor verliest die Namen der in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten. – Doch diese Männer kennt heute niemand mehr.
Seit dem Beginn des ersten Weltkrieges sind nun knapp 100 Jahre, seit dem Ende des zweiten Weltkriegs knapp 70 Jahre vergangen. Die letzten Überlebenden dieser Zeit sterben langsam aus, und mit ihnen ihre Erinnerungen und Erfahrungen. Krieg, Not und Entbehrungen kennen wir nur noch aus den Nachrichten, oder Geschichtsbüchern. Er ist weit weg – oder lange her. Friede und Wohlstand sind in Europa, und speziell in Deutschland, selbstverständlich geworden.
Wie können wir also um Menschen trauern, die wir nicht kennen, und deren Erfahrungen wir nicht teilen? Vielleicht ist Trauertag nicht das richtige Wort. Vielleicht wäre Gedenktag besser. Denn auch wenn wir die Gefallenen nicht persönlich gekannt haben, ihre Familiennamen sind auch heute noch in Ostönnen vertreten. Sie erinnern uns daran, dass der Krieg einmal nicht weit weg war, sondern mitten unter uns, und dass Frieden nicht selbstverständlich ist, sondern gepflegt und verteidigt werden muss.
Darum ist es auch heute noch wichtig den Gottesdienst zu besuchen, einen Kranz niederzulegen, und den Opfern von Gewalt und Krieg zu gedenken – hier und überall.